erschienen in Kommunikaze-Sonderausgabe für Erstsemester, Oktober 2004
Halt!“, sagte der Bademeister, „wo willst du hin?“ - „Ich, der ich durch den sommergrünen Schlosspark schritt, auf dem Wege in ein Seminar mit dem mehr oder weniger verheißungsvollen Titel „Fontane - Wanderung durch die Mark Brandenburg“, blieb stehen und sah den Bademeister verwundert an, suchte eine Weile nach der rechten Redensweise, doch bevor mir die Worte aus dem Munde brachen, sprach der gute Herr Bademeister mir schon wieder ins Gesicht: „Nun, mein lieber Freund, du willst doch nicht heute in einen dieser Seminarräume das lästige Geschwätz der Herren Professoren hören? Sieh, der Hochnebel hat sich ins Bett gelegt und die Quellwolken haben sich rar gemacht. Und schau, die Sonne, wie sie sich heute zurecht gemacht hat und da oben am Himmelblau hängt, als wolle sie alles da oben einnehmen, total angeberisch! Komm mit, mein Freund, ich zeig dir etwas.“
Und so erhob sich der alte Kerl, griff zu seiner rechten nach einer alten Berberdecke, packte sie sich unter seinen Arm, und ehe ich mich versah, lief er lustig voraus ins Grüne, grüßte hier und da munter zu allen Seiten ein paar Studenten, die sich im Grase reckten und sich die Sonne ins Gemüte brennen ließen. Ich schob mich hinterdrein, und wir machten uns vorbei an den Springbrunnen und den Beten und ebneten uns den Weg auf die große, grüne Graswiese. Das war doch allemal besser, als mit Fontane durch die Mark Brandenburg zu wandern und mir wurde auch recht wohl bei dem Gedanken, den Professoren ins Alte Kreishaus ein „Adjes“ und ein „Macht euern Scheiß doch alleine“ nachzurufen.
Als wir an eine schöne Stelle gekommen waren, sprach der Bademeister: „Schau hier, ist das nicht ein gemütliches Plätzchen, um ein wenig in der Sonne zu ruhen?“ Das war es unbedingt. Und so nahm ich Platz auf der Berberdecke und ließ meine Ledertasche ins Gras fallen. Der Bademeister wühlte in seinen Taschen nuschelte etwas von „Ich habe auch Gebrautes mitgebracht!“ Und während er suchte, sah ich fröhlich dem Treiben hinterm Schloss zu: Mädchen die sich auf der Wiese tummelten, lachten und sprachen. Jungen, die sich Wurfscheiben und Bälle zuwarfen, Hunde, die wie toll hin- und herliefen und eine Gruppe Männer, die hinter Bäumen Geldnoten und Rauschwaren austauschten. Hätte es der Bademeister gesehen, wäre er bestimmt drauflos und hätte sie aus seinem Garten vertrieben, doch dieser stand immer noch krummgebückt im Heidekraut, ehe er endlich zwei Flaschen Becks aus seinen Taschen zog und wir uns munter drauflos prosteten.
„Sie nennen mich Maschine hier“, sagte er, „im Sommersemester da habe ich Hitzefrei und schau hier ein wenig nach dem rechten. Die Universität ist mir dafür sehr dankbar, glaube ich zumindest“. Wir machten es uns komfortabel, tranken einen großen Schluck, blickten umher und fanden alles gut. Und so verfügten Sonne und Bier uns nach und nach unseren Schlaf. Als wir aufwachten, war es früher Abend. Das war, so kam mir der Gedanke, ein recht schöner Tag auf der Wiese.
Und seitdem bleibe ich im Sommersemester dem Universitätstreiben gerne fern, gehe in den Schlosspark und grüße Maschine, den Bademeister. Und das will ich auch euch, lieben Erstlingen, raten. Vielleicht hat er ja auch für euch ein wohliges Plätzchen im Sonnenschein und ein kühles Bier dabei. Schönen Gruß auch.
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