Wir Sind Helden

erschienen in Kommunikaze 7, November 2003

Wir sind Helden sind im Moment dabei, sehr berühmt zu werden: Ihre Musik und die dazugehörige Band geistern schon seit geraumer Zeit durch alle möglichen Talkshows und Tageszeitungen, auch bei Harald Schmidt war man schon zu Gast, und selbst die Zeit widmete - horribile dictu -  der Kapelle einen Artikel. Sehr anständig also, dass sie auf dem Weg nach oben kürzlich in Osnabrücks traditionsreichem Hyde park halt machte:

Eröffnet wird der Abend durch die Vorgruppe Otterpost, die wirklich so heißt und glücklicherweise überhaupt nicht so klingt - als die drei Jungs nach reichlichem Vorprogramm die Instrumente aus der Hand legen, wäre man gerade so weit gewesen, auch einem reinen Otterpost-Gig eine Chance zu geben. Aber dann kommen die Helden auf die Bühne, und das alles ist vergessen: Die Meute tobt, tobt sogar so sehr, dass es einem fast ein bisschen zu viel wird: Nachdem sich zum wiederholten Mal ein schwitzender Zwei-Zentner-Gigant auf und geworfen hat, ziehen wir uns lieber einige Meter nach hinten zurück und können uns dort schließlich ganz und gar der musikalischen Komponente der Veranstaltung widmen.

Fazit: Die Helden können - natürlich - auch live überzeugen, sind - natürlich - witzig, charmant und gut gelaunt, und Frontfrau Judith Holofernes ist - natürlich - in natura noch umwerfender als aus Fernsehen und Zeitung schon erahnt. Neben dem (nicht gerade übermäßig umfangreichen) Programm der ersten Platte „Die Reklamation“ gibt’s B-Seiten und Rio-Reiser Covers, das alles in perfekter Mischung zwischen schnell und langsam, laut und leise. Zwischen den Stücken: beschwingte und witzige Insidergags und Plaudereien mit dem Publikum, überhaupt: Was ist gegen eine Band vorzubringen, die um den unglaublichen Satz „Wir können alles, was zu eng ist, mit dem Schlagbohrer weiten“ einen der besten Popsongs des Sommers gestrickt hat?

Am Ende des Abends sind alle satt und zufrieden, alle in Judith verliebt und sicherlich alle der Meinung: Es ist Heldenzeit!