erschienen in Kommunikaze 2, Februar 2003
Schon mal was vom „Osnabrücker Pakt“ gehört? Nicht? Macht nichts, erklären wir Euch: Osnabrück verpflichtet sich, die USA nicht anzugreifen, und diese werden uns im Gegenzug ziemlich wahrscheinlich auch nicht angreifen. Überhaupt wird Osnabrück aus der restlichen Bundesrepublik ausgegliedert und zu einer neuen Oase des Sozialismus ausgebaut - paradiesische Zeiten stehen also bevor. Doch halt! Bevor Ihr die Koffer packt: Dieses Szenario ist nur einer der zahllosen aberwitzigen Einfälle, mit denen Dietrich und Raab aus Rostock mit ihrem studentischen Kabarettprogramm „Einzelgänger suchen Gleichgesinnte“ am Montagabend vor zwei Wochen im Unicum ihr Publikum begeisterten.
Weitere Programmpunkte waren beispielsweise die Geschichte vom rotgrünen Ampelmännchen, die Entdeckung des Schwertes Exkalibur auf dem Mars durch einen amerikanischen und einen irakischen Astronauten, Schillers Bürgschaft in einer studentengerechten Form, und und und...
Den erzählerischen Rahmen bildete dabei die Geschichte einer Kanzlerentführung: Unterbrochen durch vielfach nur auf den ersten Blick zusammenhanglose Szenen zog sich dieser Handlungsfaden leitmotivisch durch den Abend. Und als am Ende sowohl die beiden Kanzleramtsbewacher Jürgen und Schulze als auch die mutigen Kabarettisten Erik und Christopher das Rätsel um den verschwundenen Kanzler vermeintlich gelöst haben, hat auch das Publikum schon einiges hinter sich: Es hat zwei Kabarettisten zugesehen, die sich bei ihrem ersten Auftritt in Osnabrück auch von kleineren technischen Schwierigkeiten mit Requisite oder „der lustigsten Musikanlage der Welt“ nicht beirren ließen und gerade in der Improvisation oft besonderes Talent bewiesen. Es hat als Eingeborenenvolk einer kleinen Südseeinsel per Revolte die Kluft zwischen arm und reich überwunden. Vor allem aber hat es ein Programm erlebt, das in geschickter Weise Wortakrobatik, Slapstick und Musik verbindet, das spitzfindig, clever und sehr politisch auch aktuellste Themen aufgreift und zum Nachdenken anregt - und dabei immer ganz besonders die studentische Sichtweise in den Mittelpunkt stellt.
Der großzügige Szenenapplaus bewies das ebenso wie das mitunter schallende Gelächter. Dem Kulturreferat des AStA sei also für diesen sehr gelungenen Abend ebenso gedankt wie den beiden „Einzelgängern“: In Osnabrück - soviel steht fest - haben sie nicht wenige Gleichgesinnte gefunden!
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