erschienen in Kommunikaze 9, Februar 2004
Schluss, Aus, Vorbei! Hört jetzt auf! Wir haben genug von Euren Plätzchen! Backwerke wollten wir- Kekse haben wir bekommen! Was den Briefkasten da füllte, war überwiegend mäßig, bisweilen lau, schließlich so lala.
Einige Confiseure waren dann aber doch unter den Bäckern:
Tanja Borkowski zum Beispiel bestach durch ein ganz außergewöhnliches Werk: Formen, Linien und Farben sind in solch perfekter Weise zusammengebracht, dass man meint, die Confiseuse sei ein Dirigent, der all seine Instrumente zu einem wundervollen Crescendo ertönen ließe.
Da dürfte auch der Verpackungskünstler Christian Vogt nicht schlecht gestaunt haben, als er die Komposition in feine Klarsichtfolie hüllte und haltbar machte.
Auf ähnliche Art und Weise versuchte auch Freund Grundorf zu glänzen, der uns wohl für dumm verkaufen wollte. Ein geklauter EDEKA-Spekulatius (von Stefan) geht mal gar nicht, auch nicht wenn durch Abbeißen formverändert. Vielleicht sollte er sich nächstes Mal besser von Annette Blind eine Scheibe abschneiden lassen. Auf den ersten Blick noch unscheinbar entpuppt sich beim Verkosten die wahre Größe dieser Schleckerei: Hervorzuheben sind zwei Elemente in ihrem Vorgehen, in erster Linie das Handwerkliche, diese stete Gewohnheit, mit Backmaterial umzugehen, der permanente Kontakt damit, das andere Element sind Nüsse. Blind backt nichts, was sie nicht zuvor gesehen oder geträumt hat. Und so lüftet das Rezeptlexikon Backen ihr Geheimnis auf Seite 32 unten.
Frauke Geerds, die Schwester von Chef-Confiseur Bodo, kann mit ihrem Beitrag diesem beinahe das Wasser reichen. Das Bezaubernde an ihrer Kunst ist die Zurückstellung der Materie. Eine verzierte Cremedose hütet das Geheimnis mit seinen unverkennbar weiblichen Figuren. Der Geschmack bitterer Süße - eine Hommage an die hohe Backkunst!
Einziger Werhmutstropfen: Um sich nicht dem Vorwurf des Klüngels ausgesetzt zu sehen, enthält sich Bodo seiner Stimme, so dass es leider nicht zu einem Podestplatz reicht.
Post aus Holland! Da ist bei Keksen natürlich Vorsicht geboten. Erleichtert stellen wir fest, dass Schokostreusel und Absender drauf sind, und Frank Sommer ist sicher nicht so blöd, uns - die wir jederzeit für saubere (!) Spitzenqualität einstehen - Plätzchen mit bewusstseinserweiternden Ingredienzen zu präsentieren. Das Gebäck ist gut im Geschmack, und so gibt es weniger Diskussion über den Keks, als vielmehr über den Holländer an sich. Schließlich gelangt die Jury zu der Überzeugung, dass Frank Sommers Zeit vermutlich knapp bemessen sein wird, und er sich daher bestimmt nicht auf den weiten Weg nach Osnabrück begeben würde, nur um an der Preisverleihung dieses abnormen Wettbewerbs teilzunehmen. Wer sich aber für uns keine Zeit nehmen will, der kriegt nix. Frechheit!
Ganz vorn mit dabei ist dagegen Catharina Meyer-Bolte, die als Mitbewohnerin von Confiseur Maik durch manch harte Schule gegangen ist. Das zahlt sich halt aus, deshalb gibt’s Platz drei.
Mit Stolz durften wir auch Daniela Eickelmann, 28.897 Siegerin beim letzten Berlin-Marathon, zum Teilnehmerfeld unseres Wettbewerbes zählen. Gleich 58 Plätzchen schickte sie ins Rennen. 51 erreichten das Ziel, 7 zerbröselten vorzeitig in der Tüte. Bodo gibt spontan seinen Lieblingswitz zum Besten: Kommt ein Mann zum Bäcker und verlangt 57 Kekse. Sagt der Bäcker: „ Nehmen Sie doch 58, dann haben Sie einen mehr“. Hahaha - scheiß Witz! - trotzdem Platz zwei! Glückwunsch!
Und- tätääää! Was jetzt kommt, ist ein Backwerk, welches nicht als ein akademisch formuliertes Projekt erscheint, sondern eher den Eindruck eines spontan gekommenen Gedankens erweckt - leicht entstanden, aufgegriffen und umgesetzt. Ein Plätzchen, das rein zufällig entstanden sein könnte. Natürlich ist es das nicht. Das Gegenteil trifft zu. Mit dem bewusst ausgewählten Material und dem hinzugefügten Schokoguss verfolgen die Künstler gezielt den Zweck, einen nussigen und knusprigen Geschmack zu erreichen. Hierin liegt die eigentliche Stärke der Arbeit von Inga Möller und Bastian Willers, die sich damit selbst die Confiseurskrone aufsetzen. Wir bitten zu Tisch. Hurra, herzlichen Glückwunsch!
P.S. Das Rezept des Gewinnerplätzchens ist bei den Kollegen der Kommunikaze-Redaktion zu erfragen. Alles zum Thema „Plätzchen“ unter Faxabruf 0211-400241.
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