Mein Lieblingsplatz

erschienen als Titelartikel in Kommunikaze 5, Juni 2003

Spätestens, wenn es, wie in diesen Tagen, warm und sonnig wird (was ja gerade in Osnabrück bestenfalls alle Jubeljahre vorkommt), tritt plötzlich siedendheiß ins Bewusstsein, was auch sonst jeder gelegentlich ahnt: Die Uni ist - zumindest im Sommer - überhaupt erst in zweiter Linie zum Studieren da:
Denn kommt der Sommer, dann wandelt sich die Cafeteria zum weltgewandten Kaffeehaus, und im Schlosspark herrscht permanent Volksfestatmosphäre: Die Frisbeescheiben fliegen mitunter bedrohlich tief, Kleinkinder turnen im Adamskostüm durch die Springbrunnen, immer auf der Suche nach dem ersten Fußpilz, und die Bänke vor der Schlossterrasse werden zur umkämpften Beobachtungstribüne für Lebenskünstler und solche, die es werden wollen. Die Zeit bis zu dem Moment, wenn sich vorwitzige Studierende ihren Sitzplatz schon frühmorgens durch das gezielte Platzieren eines Badetuches zu sichern suchen, wird, so scheint es, allenfalls noch in Herzschlägen gemessen.
Im Schlossinnenhof entdeckt man (wenn auch nur flüchtig) Osnabrücks italienische Seite, während improvisiert wirkende Klangteppiche und schräge Jazzimprovisationen aus den oberen Etagen des Schlosses wabern. Und jene armen Seelen, die trotz Sommersonne dringend den einen oder anderen Schein brauchen, schließen in der drangvollen Enge klimagestauter Seminarräume oder in der kalten Pracht des luftschutzkellerartigen Freihandmagazins der UB kurz die Augen und fantasieren von ihrer persönlichen Chillout-Lounge...
Kommunikaze hat Euch gefragt: Was ist in diesen Tagen Euer Lieblingsplatz an der Uni und warum?
Hier einige Antworten:
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Sven

„Urlaub, ich komme!“, so denke ich jedes Mal, wenn ich in diesen Blautönen schwelge. Blauer Himmel, blauer, kristallklarer Ozean, blaue Bikinis und dazu dann ein strahlend weißer Sandstrand. Das sind die Assoziationen voller Fernweh, Reiselust und innerer Befreiung, wenn ich meinen Lieblingsplatz in der Uni besuche: Das Klo im EW-Gebäude.“
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Michael

„Klack“ fällt die Tür hinter mir ins Schloss. In den Hof, mein Fahrrad holen und die Hunde der Vermieter streicheln, wenn sie denn wollen. Wenn sich das Rolltor der Einfahrt geschlossen hat, geht es los. Die Straße, die sich gerade durchs gesamte Viertel zieht, entlang an den Blumenbeeten und Geschäften, unter den Bäumen hindurch. Immer an denselben Ampeln warten, immer denselben Schlaglöchern ausweichen. Immer dieselben fünf bis sieben Minuten. Aber in den Minuten ist der Kopf leer, und ich kann die Gedanken etwas schleifen lassen. Manchmal kommt sogar, bis ich im Schlossgarten angekommen bin, ein fertiger Gedanke dabei heraus, und deswegen ist mein Lieblingsplatz mein Fahrrad auf dem Weg zur Uni.
Rainer

„Die Mensa-Toilette: sehr sauber, und man kann prima entspannen! Sehr zu empfehlen ist in diesem Zusammenhang auch das Klo im 01-Gebäude!“
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Maik und Bodo

„Die Treppe runter - der Blick nach rechts. Schon können wir’s kaum erwarten, das durch Betätigung des Flaschenrücknahmeautomaten (FRA) gewonnene Geld alsbald an der Saftbar zu verbraten.“
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Anne-Kathrin & Svenja

„Der Fahrstuhl im Kreishaus: Wir hoffen immer, dass wir stecken bleiben und dann nicht zur Vorlesung müssen. Deswegen fahren wir Fahrstuhl!“
So, damit wären ja jetzt einige  Anregungen vorhanden!  Wir bedanken uns bei allen, die uns ihre Lieblingsplätze verraten haben und wünschen viel Spaß beim Ausruhen, Entspannen, Chillen, Träumen oder was auch immer! Haben wir genau DEINEN Lieblingsplatz vergessen? Kein Problem: eine Mail, und wir holen das Versäumte auf www.Kommunikaze.org umgehend nach.