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Am Anfang sitzen drei Gestalten in der Mensa und haben zuviel Zeit: Jan Paulin, Darren Grundorf und Stefan Berendes sind alle Studierende der Universität Osnabrück und alle durch verschiedene Betätigungen schon einschlägig lokaljournalistisch vorgeschädigt. Sie haben vielleicht keine Vision, immerhin aber eine gemeinsame Frage: Warum gibt es an der Universität keine Veröffentlichung, die es Interessierten erlaubt, eigene (fiktionale) Texte zu veröffentlichen, und das ohne inhaltliche oder formelle Beschränkungen?
Der Rest ist Geschichte: Nach einigen Sitzungen in der Caféteria ist der Plan gefasst, der Uni ihre erste studentische Zeitschrift für Facts und Fiction zu bescheren: Spätestens, als Kollege Paulin den vom Autor Wiglaf Droste geklauten Titel Kommunikaze ins Spiel bringt, gibt es kein Halten mehr: Schnell ist ein erster Entwurf zusammengeschmiert, und die drei frischgebackenen Publizisten brechen zu einer kräftezehrenden Tour durch Osnabrücker Kneipen und Geschäfte auf, um die Finanzierung der erstern Ausgabe von Kommunikaze zu ermöglichen.
Wohl mehr aus Mitleid springen einige Kneipiers auf den fahrenden Zug auf, die Kommunikaze wird als studentische Initiative anerkannt und von der Studierendenschaft der Universität finanziell gefördert, und Mitte Januar 2003 verteilen Paulin, Grundorf und Berendes die ersten frischgedruckten Hefte mit Begeisterung vor der Mensa...nur um sie wenige Stunden später wieder aus Papierkörben zu klauben und herrenlos durch die Osnabrücker Innenstadt flattern zu sehen.

Doch noch ist nicht aller Tage Abend: Bei der ersten öffentlichen Redaktionssitzung tauchen wider Erwarten zahlreiche Interessierte auf, und die Kommunikaze gewinnt auf einen Schlag ein halbes Dutzend neuer AutorInnen und damit auch neue inhaltliche Vielfalt. Das frisch gegründete Team Kommunikaze verliert keine Zeit, die Devise schneller, höher, weiter und - vor allem - bekloppter in die Tat umzusetzen. Für wohl kein anderes Projekt gilt das so sehr wie für das Vorhaben der Kollegen Grundorf und Paulin, im Herbst 2003 den Berlin-Marathon mitzulaufen: Das "Projekt Berlin 2003" sorgt nicht nur für einigen Spott im Umfeld der wackeren Sportskerle, sondern bringt auch eine der wohl eindrücklichsten Sportreportagen des frühen 21. Jahrhunderts hervor (die übrigens in der Texte-Rubrik zur Gänze nachlesbar ist).

Aber es geht auch abseits von Jux und Dollerei: Nachdem Namenserfinder Wiglaf Droste den Kollegen Berendes und Grundorf auf einer Lesung in Berlin persönlich seinen Segen erteilt hat, ist Kommunikaze nicht mehr zu bremsen: Die eigenwillige Mischung aus Spaß und Ernst, aus skurrilen Titelstories und außergewöhnlichen fiktionalen Texten findet Anklang und das Blatt Bekanntheit und Beliebtheit bei der Osnabrücker Studierendenschaft.
Nicht umsonst lässt der Osnabrücker Autor, Dozent und Poetry-Slam-Gewinner Jörg Ehrnsberger per Email wissen:

"Während meine Zeit an der Universität Osnabrück - und diese Zeit dauert schon eine ganze Weile - hat es so etwas wie Kommunikaze in dieser Qualität noch nicht gegeben - weder optisch noch inhaltlich."


Wir hoffen bis heute, dass es als Kompliment gemeint war...

Derweil gewinnt die Kommunikaze stetig neue Leser und Autoren - und damit auch neue inhaltliche Facetten, bleibt jedoch ihrem Grundkonzept weiter treu. Der Weg auf die Bretter, die die Welt bedeuten, ist da nur logisch: Während die Kollegen Paulin und Berendes - quasi als B-Prominenz - zur Teilnahme am Kulturprojekt "die Vorleser" eingeladen werden, entdecken sie ihren Spaß am Stageacting, und die Idee für eine eigene Kommunikaze-Lesung wird geboren.

Im Dezember 2003 geht die Veranstaltung unter dem Titel "Kommunikaze Unplugged" an den Start und glänzt neben den drei Kommunikaze-Gründern auch (und gerade) mit verschiedenen anderen AutorInnen. Glücklicherweise lockt das nicht nur erlebnishungrige Bewohner des nahen Altenheims an: Kommunikaze Unplugged füllt das Unicum und lädt zur Wiederholung ein!

Parallel baut Team Kommunikaze auf Zusammenarbeit mit anderen Kreativen, z.B. den Mitgliedern der Filminitiative desFilmeurs, der Tischfußballinitiative FöTisch und den Machern der Terrassenfeste in der Stadthalle: Als letztere im Sommer 2004 ihre Summertunes veranstalten ist auch das Team Kommunikaze an zwei Terminen mit vertreten und heizt das Publikum mit dem üblichen Story-Cocktail für eine wilde Feier auf.

Im Herbst 2004 begeben sich die Kollegen Paulin und Grundorf dann auf einen studienbedingten Amerika-Trip. Jenseits des großen Teiches blicken sie in seelische und kulturelle Abgründe, tickern ihre Protokolle aber pflichtbewusst in die Heimatredaktion. Das Resultat: Trotz zeitweise ausgedünnter Personaldecke erscheinen weitere Ausgaben.

Im Oktober 2005 geht die Kommunikaze aufs dritte Jahr ihres Bestehens zu, und die Redaktion holt zum Rundumschlag aus: Die Kommunikaze präsentiert sich mit bewährter Inhaltsrezeptur ab sofort im neuen Gewand: größer, bunter & möglicherweise sogar besser. Parallel verhilft Leser Veit Larmann dem Blatt endlich zu einem würdigen Online-Auftritt. So gerüstet, kann das dritte Kommunikaze-Jahr kommen!

Passend zum Redesign der gedruckten Ausgabe gibt es auch was zu Erleben: Am 09. November lädt Kommunikaze zusammen mit der befreundeten Initiative zur Förderung des Tischfußballs zur EW-Party cum Lesung ins malerische Erweiterungsgebäude der Universität Osnabrück ein: Zunächst bieten die Herren Grundorf, Paulin und Berendes unterstützt durch die versierten Poetry-Slammer Ehrnsberger, Sauer und Lindemann ein rund zweistündiges Lesungsprogramm vor gut besuchtem Haus, dann locken kalte Getränke, laute Musik und - unfassbar - eine Live-Bauchtanzperformance. Dem Publikum gefällt's, und auch die folgenden Ausgaben finden schnell ihre Leser...

Bis auf Weiteres arbeitet das Team Kommunikaze fieberhaft an neuen Ausgaben einerseits und lädt andererseits zu regelmäßigen Liveterminen ein. Beides mit in wachsendem Maße erfreulicher Resonanz: Die gedruckten Ausgaben der jüngeren Vergangenheit mit Titelthemen wie "Mixkassette" oder "Was macht eigentlich...?" sind schnell nach Erscheinen vergriffen, und durch zahlreiche Liveauftritte im Rahmen der Lesungstour "Team Kommunikaze gegen die mutierten Mördermaikäfer aus der Hölle" sind unsere Autorinnen und Autoren mittlerweile auch live eine sichere Bank!